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Hier meine Erfahrungen mit Glaube, Schuld, Christentum und anderen Religionen.
(Es ist ein geschlossener Artikel und
sollte vollständig gelesen werden, um Missverständnisse zu vermeiden)
Schuld
Ein schweres Thema. Ein fast
abgedroschenes Thema. Ein Thema wo einem bekehrungswütige Christen und Unbehagen
in den Sinn kommen können. Ein Thema wo es um grundlegende emotionale
Bedürfnisse geht, die jedem Menschen eigen sind. Ein belastetes Thema, wo
Anklage von Drittpersonen drohen, die nur darauf warten jemanden verzeigen oder
einschüchtern zu können. Ein Thema wo der moralische Zeigefinger droht, wo die
Zweifel Raum bekommen was nun dort oder damals richtig oder falsch war. Wir
kennen auch die Irrtümer, den Gedächtnisstreich, der uns schuldig fühlen lässt
für Dinge wo wir tatsächlich nicht schuldig sind, und uns Unschuld vorgaukelt wo
wir eigentlich schuldig sind.
Wir kennen die verschiedenen religiösen Gruppen, die getragen durch ihr starkes
Gemeinschaftsgefühl selbstbewusst an uns herantreten können, um uns mit der
Schuldfrage in eine innere Leere zu stürzen. Wir kennen unser eigenes
Misstrauen, welche seine Berechtigung aus unseren Erfahrungen zieht, dieses
Misstrauen warnt uns davor, mit einem anderen Menschen über unsere Fehler, über
unsere Schuld, zu sprechen. Unsere Fehler (Schuld), die wir begangen haben und
noch begehen werden, die für uns und andere Konsequenzen hatten und haben
werden, werden oder wurden zu oft gegen uns verwendet.
Niemand sagte uns damals in der Kindheit, wie wir dies oder das richtig machen
können, oder wir bekamen widersprüchliche Anweisungen. Danach wurden wir
verurteilt, verfolgt oder gar geschlagen für unsere Fehler. Wir mussten als
kleine Kinder sogar feststellen das unsere eigenen Eltern, Lehrer, ja sogar der
Priester unserer Gemeinde nicht gegen die Lüge gefeit sind, das auch sie nicht
die perfekte Wahrnehmung haben die der Realität entspricht. Wie können wir da
noch jemandem Vertrauen und über unsere Fehler sprechen, um uns weiterentwickeln
zu können?
Wir fühlen uns zeitweise von der Menschengemeinschaft und von Gott getrennt, wir
sind einsam, wir sind schwach, können den Stress und den destruktiven
Konkurrenzkampf in dieser Gesellschaft kaum ertragen.
Wer in seiner Kindheit nicht mit anderen Menschen in Beziehung treten konnte, um
seine Gefühle zu teilen, um seine Fehler von anderen mittragen zu lassen, um
angenommensein samt seinen Fehlern erleben zu können, hat es später schwer, sich
mitzuteilen, auszutauschen und sich hinzugeben. Drogenabhängigkeit,
Alkoholabhängigkeit, Kriminalität und psychische Erkrankung können das Resultat
sein.
Wie lernen unseren Schmerz zuzulassen, spätestens beim Tod eines Freundes, wir
lernen in einer Therapie unsere Wut und unseren Hass konstruktiv zuzulassen, wir
lernen Angst auszuagieren, wir können unsere Seele zumindest teilweise Lüften.
Aber mit der Schuld tun wir uns schwer, hier droht die seelische Pleite, der
absolute Ausverkauf, die Nacktheit. Denn unabhängig davon ob wir tatsächlich
schuldig sind an diesem oder jenen Ereignis, wenn wir bedroht werden und jemand
oder eine Gruppe mit Macht mit dem Finger auf uns zeigt, fühlen wir uns
schuldig.
Die Frage der Spiritualität
Die weitere Frage stellt sich:
welchen Maßstab nehme ich, um meine Handlungen zu messen, zu beurteilen?
Welcher Ethos erlöst mich von der Last aller dieser Fragen? Der Christliche? Der
Humanistische? Der Buddhistische? oder ein anderer?
Kann ich mich z.B. mit einer christlichen Gemeinschaft einlassen, die das
Erlösungswerk von Jesus Christus nur für die gelten lässt, die ihre Schuld
einsehen und ihr Leben Jesus in einem Ritual übergeben, alle anderen kommen in
die Hölle, bleiben in der Hölle oder sterben für Ewig?
Ist ein solcher Eintrittspreis nicht eine Leugnung dessen was Jesus gesagt hat,
nämlich das Alle
durch ihn erlöst sind, auch die die sich nicht durch eine bestimmte Gruppe
bekehren lassen?
Wo fängt der Missbrauch der Sehnsucht an, der Sehnsucht nach Gemeinschaft? Die
Kirchensteuer ist ein solcher Missbrauch, Jesus verlangte auch kein Geld für
seinen von ihm in die Welt gebrachten Ethos.
Ohne Schuld keine Verantwortung?
(Meine Erlebnisse mit christlicher Schuldwahrnehmung)
Trotz all diesen Fragen und Zweifeln, die Schuldfrage bleibt wichtig und ist
wichtig. Ohne Schuld keine Verantwortung. Oder könnte man auch sagen, wer sich
ab der eigenen Fehler nicht mehr ärgern kann, hat noch die Chance sich schuldig
zu fühlen. ? Ohne das rigorose einsehen der eigenen Fehler und dem zulassen der
damit verbundenen Gefühle werden diese Fehler unter Umständen wiederholt, somit
werden diese Fehler erneut zum eigenen Leid und zum Leid der anderen. Die
Einsicht in Schuld ist wichtig, die freiwillige Einsicht ist es, die
funktioniert. Es kann ein Schock sein, die eigenen Fehler vor sich selbst und
eventuell vor anderen zuzugeben, eben das Leid das wir anderen und uns selber
angetan haben. Wenn wir lange unsere Fehler verdrängt haben, können wir
erzittern angesichts unserer Unperfektion und der damit verbundenen Angst und
Schuldgefühle. In der Gegenwart Gottes können glaubende Menschen oft besser
lernen Schuldgefühle zuzulassen um die eigenen Fehler anzusehen. Der emotionale
Stau kann sich entladen im Glauben an die Gegenwart Gottes, was als Erlösung
bezeichnet und auch so empfunden wird. Der Blick auf das innere wird freier. Es
soll ein lebenslanger Prozess in Gang kommen, wo alle Handlungen und Werte nach
dem zweifellos hochstehenden Maßstab wie Jesus ihn vertreten hat neu formiert
und beurteilt werden können. In christlichen Gemeinschaften kommt somit noch das
Gemeinschaftsgefühl dazu, die Verschmelzung mit der Gruppe, mit den anderen
Christen, die dem Ethos des neuen Führers, den Geboten und Weisheiten von Jesus
folgen und ihre Handlungsweise nach seinem Leben und wirken ausrichten. Eine
Gruppe, ein Ziel, ein hochstehender Ethos, ein Führer, was für eine
Gemeinschaft, was für eine Geborgenheit, alle sind gleich. Ist da Individualität
noch möglich? Zweifellos ist das Sicherheitsgefühl in einer solchen Gemeinschaft
sehr hoch. In einer Gemeinschaft wo die Mitglieder offen und ehrlich über ihre
Fehler (Sünden) reden, und offen und ehrlich zu ihren damit verbundenen Angst,
Schuld und Schamgefühlen stehen und diese auch ausdrücken können, in einer
solchen Gemeinschaft kann man sich sicherer fühlen als anderswo.
Dazu kommt, das in uns allen ein Funke des göttlichen brennt, wir alle wollen
nach dem perfekten streben, nach dem ein und alles, nach dem größten was es
gibt, eben nach Gott. Wir alle wollen Gemeinschaft haben mit Gott. Wir möchten
nicht getrennt sein oder uns getrennt fühlen von Gott, von seiner Gerechtigkeit,
von seinen Fähigkeiten. Zweifel, Schuld und Angst belasten unsere Beziehung zu
Gott, verstopfen unsere Seele, sie machen Dunkelheit in uns drin, es ist nicht
mehr oder nur schwer möglich, eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und
auszudrücken. Mit dem zulassen dieser Gefühle und dem aussprechen der mit diesen
Gefühlen assoziierten Inhalte können wir diesen Stau lösen und uns wieder mit
Gott und der Welt verbunden fühlen. Gott annehmen und den Ethos von Jesus
annehmen heißt also auch zulassen, von tiefster Seele aus. Dies ist zweifellos
eine wunderbare Gelegenheit, sich in die Situation zu bringen, wo eigene
Entwicklung stattfinden kann.
Ich denke, das es einen Weltethos braucht, (Siehe z.B. Hans Küng) nicht zwei
oder mehr, sondern einen Weltethos an dem alle mitarbeiten können und an dem
sich alle orientieren können, damit die ganze Welt eins sein kann und Gemeinsam
sich entwickeln kann. Der von Jesus in die Welt gebrachte Ethos ist meiner
Erfahrung nach einer der hochstehendsten und am besten in der Praxis
funktionierende Ethos, der sogar noch über das bloße funktionieren weit
hinausgehen kann. Leider sind wir mit unserer Grüppchensuppe, wo jeder sein
eigenes Süppchen kocht, noch weit davon entfernt.
Gefahren!
Es gibt immer irgend jemanden oder
irgend eine Gruppe die andere über den Schuldmechanismus in sich einbinden
wollen. Es fängt ja in der Kindheit bereits in der Erziehung an. Mutter hat
Kopfweh, die Kinder müssen ruhig sein, den sie sind schuld daran. Bekehrte
wollen bekehren. Wo das Geschäft mit der Angst blüht, blüht auch das Geschäft
mit der Schuld. Es gibt nebst der Angst wohl kein Gefühl das derart als
Manipulationsmittel verwendet wird wie das erleben von Schuldgefühlen. Ich
habe Christen erlebt, die anderen Menschen, die Opfer schlimmster Vergehen
waren, mit der Aussage traktierten es sei halt ihre eigene Schuld, sie müsse
sich halt bekehren lassen und Gott um Verzeihung bitten, dann würde ihr so was
nicht mehr passieren. Es ist immer einfach, das Opfer als alleinigen
Hauptschuldigen zu bezichtigen. Mann muss dann nämlich dem Opfer nicht helfen
und gibt alle Verantwortung an das Opfer ab. Viele Opfer nehmen diese
Anschuldigung noch an, obwohl es nicht der Realität entspricht, so gibt es
doch zumindest ein Gefühl von Macht. Das ist entsetzlich, aber das gibt
es.
Von der Bibel gibt es die verschiedensten Ausgaben, und jede ist etwas anders
formuliert, und jede Formulierung wird wieder anders ausgelegt. Dieselben
Unterschiede finden wir bei der jüdischen Tora und im Koran. (z.B. Bobzin ist
eine gute deutsche Koran Übersetzung) Ebenfalls finden wir in der
Scientology-Kirche den Schuld-Sühne Mechanismus (Lesenswert zu diesem Thema von
Tolstoi: Schuld und Sühne) der in dieser Kirche über den Ethics-Officer
abgearbeitet wird. Die einen behaupten dass die Bibel in Wort und Text eins zu
eins ausgelegt werden müsse, die anderen sagen es sei eine Sprache der Poesie.
Die Wort für Wort Interpretatoren dürfen also z.B. nie eine geschiedene Frau
Heiraten, den das ist laut Bibel verboten, was Frauenfeindlich ist. Wie viel
Wahrheitsgehalt der diversen Bibeln Opfer der damaligen römischen Machthaber
geworden ist, deren Ziel es war das Christentum für sich politisch zu verwerten
(Z.B. unter Kaiser Augustinus), ist heute noch nicht klar.
Den spirituellen Weg muss jeder selber gehen, und er muss und wird dafür
verantwortlich sein. Viele Christen erschrecken darob, wie aus Jesus eine
Kultfigur oder ein Gott gemacht wird, den die einen sagen Gott ist Gott und
nicht Jesus, und die anderen sagen das Gegenteil, Jesus ist für sie also das maß
aller Dinge. Es gibt keinen gemeinsamen Kontext, und meistens wenn in einer
Gemeinschaft solche Fragen aufgeworfen werden, wird die fragende Person
befremdend angesehen. Die christliche Gemeinschaft, eine wunderschöne Sache, mit
viel Glauben und Enthusiasmus, aber letztendlich auch nur eine Gemeinschaft mit
ihren Regeln, Sicherheiten, Unsicherheiten, und halt auch polarisierend, es gibt
die die dazugehören und die die draußen sind. Ich habe keine Gemeinschaft in
keiner religiösen Gruppe angetroffen, die so allumfassend ist wie z.B. Jesus es
predigte.
Verantwortungsloser Umgang mit
unserem Glaubensgut!
Es gibt auch einen
verantwortungslosen Umgang mit dem Glauben, dieser ist bei allen Religionen zu
finden. Wenn z.B. glauben als das Wissen und als die absolute Wahrheit definiert
wird. Wenn Personen "behaupten" statt klar zu sagen ich "glaube". Wenn wir die
Wahrheit wüssten, so müssten wir nicht glauben. Glauben schliesst wissen aus,
und wissen schliesst glauben aus. Unsichere Menschen werden noch mehr
verunsichert, wenn da jemand kommt und ihnen erzählt, der oder dieser sei der
richtige und hätte die alleinige Wahrheit gesprochen, alle anderen seien des
Bösen und kommen in die Hölle und haben kein ewiges Leben, u.s.w.
Mit Menschen die sich so äussern, die die ganze Welt in 2 Lager teilen, in
Bekehrte und Gläubige ihrer Religion, und alle anderen sind Ungläubige, kann man
meistens nicht vernünftig über dieses Thema reden. Sie sind absolut Stur und
verbohrt. Es blendet bei ihnen einfach etwas aus, wenn die Argumente, die für
sich selbst sprechen und greifen können, vorgetragen werden. Solch "verbohrte"
Menschen rekrutieren ihre Schäfchen meist dort wo die Menschen unsicher sind, in
der Alkohol, Drogen und Arbeitslosenszene.
Weitere Beiträge zu diesem Thema:
Ab wann ist Kirche Hölle, über Übergriffe in einem katholischen Kinderheim.
und
Eine Zwiesprache mit dem unbekannten
Christus.
Von einem ehemaligen Konsumenten
harter Drogen. Name der Redaktion bekannt.
Publiziert von Beatus Gubler Basel / Mail:
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