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Betrachtung einer Erfahrung Es war Montag. Die Montage haben es manchmal so in sich, wie ich aus Erfahrung sagen kann. Ich verliess das Haus mit meinem Velo, dazu fuhr ich durch ein Fahrverbot welches nicht gerade viel Sinn macht. Da ich dadurch niemanden behinderte, weil sonst niemand da war, erfüllte ich mir das Bedürfnis wieder mal nicht brav zu sein, und hielt mich nicht an das Verbot, was mir eine gewisse Lebenslust bereitete. Dabei überlegte ich mir, was ich wohl sagen würde oder könnte, wenn nun ein ganz "Rechtschaffener" vorbeikommen und mich wegen meines Fahrverhaltens kritisieren, entwerten oder sich gar verletzend verhalten würde oder wollte. Spontan kam mir in den Sinn, einfach weiterfahren und sagen: Ja ich bin kein braves Kind, besonders da wo ein Verbot keinen Sinn macht. Wenn es Menschen wie mich nicht geben würde, würden wir in einem totalitären Rechtsstaat leben. Ausserdem, geniessen Sie es, denn nun wissen sie, dass sie mit ihren kleinen Unperfektheiten nicht alleine sind auf dieser Welt. Sollte es nicht so sein, und sie sind perfekt, so freue ich mich Gott begegnet zu sein und bitte um ein Autogramm von ihnen. So fuhr ich weiter, leicht amüsiert und beschwingt in die Pedale tretend, die Abendnacht und die tanzenden Strassenlichter geniessend. Dann auf der Strasse kommen mir zwei jugendliche entgegen mit ihren Velos. Beide auf der linken Strassenseite und beide ohne Licht. Mit dem ersten wäre ich, würde ich nicht meistens auch für die anderen Verkehrsteilnehmer denken, beinahe kollidiert. Ich rufe ihm ein „Mach das Licht an“ in einem höflichen Ton zu, darauf kam mir der zweite entgegen, quer über das Trottoir, ich bimmele bescheiden mit meiner Veloglocke, mache ein Pim-Pim. Dieser antwortet mit einem Pim-Pim zurück, weiter ohne Licht und auf der linken Strassenseite, danach erhält er von mir ebenfalls die freundliche, gut hörbare Äusserung, sein Licht anzumachen. So fahre ich weiter. Ich freue mich darüber dass diese Kinder nicht in ein „Schuldschema“ abgerutscht sind, keine Angst vor mir hatten und mich nicht als bestrafende Autorität sahen. Das sind lebendige, nicht traumatisierte Kinder, dachte ich, eben uneingeschüchtert.
Bestrafung und Belohnung haben bei mir, und bei den meisten welche ich kannte, nie etwas genützt. Wir haben dann zwar aus Angst vor Bestrafung uns an die vorgegebenen Regeln gehalten, aber nur dann wenn es jemand hätte bemerken können, und auch dann nur wenn diese Person stärker oder mächtiger war als wir. Denn der Sinn der sozialen Regeln, und einige dieser Regeln sind wirklich gut, blieb uns verschlossen. Wir lebten immer in dieser Spannung aus Angst und Vermeidungsverhalten, welche das erfassen von Sinnhaftigkeit ständig in einem dumpfen Nebel verblassen lies. Ich habe versucht das Beste zu tun was mir mit meinen gegenwärtigen Erfahrungswerten zur Verfügung stand. Und ich versuchte meine Empfindungen und Gedanken mit meinen Bedürfnissen in Zusammenhang zu bringen. Mein Bedürfnis mich einzubringen und Impulse zu setzen wenn gegen meine Erfahrungswerte verstossen wird, habe ich mir erfüllen können. Mein Bedürfnis nach Achtung und Respekt blieb zum Teil auf der Strecke, zum Teil sage ich, weil es noch schlimmer hätte kommen können, sie hätten mich auslachen, beschimpfen oder verhöhnen können. Mein Bedürfnis nach meiner Sicherheit im Strassenverkehr wurde zuwenig unerfüllt. Mein Bedürfnis ernst genommen zu werden blieb ganz auf der Strecke, dafür sorgte das Pim-Pim des zweiten Fahrers, das tat schon etwas weh.
Ich
fühle den inneren Schmerz, dem ich entgangen bin, da es zu keiner Kollision kam
und sie mich weder ausgelacht noch
verhöhnt haben. Und ich begreife das meine Bedürfnisse nach Respekt, Achtung,
Sicherheit und Akzeptanz schon seit längerer Zeit sehr zu kurz kommen. Es sind
Kinder, sie sind je nach Fähigkeitsgrad verantwortlich oder teilverantwortlich
für das was sie tun, aber sie sind niemals für meine Gefühle verantwortlich. Gehen wir unsere eigenen Wege, es ist unser Leben.
Mir gefällt die Wirkung, welche das Studium
der
gewaltfreie Kommunikation auf mich ausübt. Gesamtverzeichnis der Streetwork-Arbeiten https://www.beatusgublerbasel.ch/verzeichnis.html
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